Bundestagswahl 2021: Händler wollen Fairness und Erleichterungen

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Von Juni bis Anfang Juli hat der Händlerbund 229 Online-Händler dazu befragt, welche Themen für sie vor der Bundestagswahl wichtig sind. Die Ergebnisse zeigen, dass der Fokus von Online-Händlern auf Fairness bei der Besteuerung, bei Retouren und bei Abmahnungen liegt. Auch gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen und den großen Online-Plattformen sind wichtig.

Außerdem wollen sie dringende bürokratische Vereinfachungen, insbesondere für die Erfüllung der Vorgaben aus dem Verpackungsgesetz, der Umsatzsteuer und beim grenzüberschreitenden Handel, um wieder mehr Zeit für das eigentliche Kerngeschäft zu haben. Erfahren Sie hier mehr zur Bundestagswahl 2021.

FDP liegt unter Online-Händlern vorne

Knapp drei Monate vor der Bundestagswahl am 26. September zeigt sich unter Online-Händlern ein ähnlich offenes politisches Rennen wie in allgemeinen Wahlumfragen. Die Chancen für eine neue Koalition sind so vielfältig wie selten zuvor. Unter Händlern liegen insbesondere FDP und CDU vorne. Aber auch die Grünen können punkten.

Im Vergleich zu den Umfragen der großen Forschungsinstitute fällt auf, dass in der Händlerbund-Umfrage besonders die FDP deutlich stärker abschneidet als im Rest der Gesellschaft, aber auch Die Linke und die AfD bekommen hier mehr Zustimmung. CDU, SPD und die sonstigen Parteien schneiden unter Online-Händlern derzeit vergleichsweise schlecht ab. Die Grünen liegen auf einem ähnlichen Niveau wie im aktuellen bundesweiten Durchschnitt. 

Das sind die wichtigen Wahlkampfthemen für Online-Händler

In der Händlerbund-Umfrage wurden die Teilnehmer außerdem gefragt, was für Sie die entscheidenden Wahlkampfthemen aus Sicht des Online-Handels sind. Dabei sind ein fairer Wettbewerb, Abmahnungen, Steuern und Händlerrechte in der Lieferkette und auf Marktplätzen besonders wichtig. Die Positionen der Parteien zu diesen Themen werden also bei zahlreichen Händlern die Wahlentscheidung beeinflussen. 

Im Gegensatz dazu scheinen Daten- und Verbraucherschutz keine entscheidenden Themen zu sein – und das obwohl die Umsetzung von Regelungen aus diesen Bereichen oftmals ein erheblicher Aufwand für Händler ist. 

Mehr Fairness und Erleichterungen braucht es am dringendsten

In der Umfrage hatten Online-Händler außerdem die Möglichkeit frei anzugeben, welches das dringlichste Thema für sie ist und was sie dazu konkret von der nächsten Regierung erwarten. Dabei wurde deutlich, dass sich die Wünsche der Händler mit zwei Kernpunkten zusammenfassen lassen: Fairness und Erleichterungen.

Fairness bei Abmahnungen und auf Marktplätzen

So sahen etwa 27 Prozent der befragten Händler den dringendsten Handlungsbedarf bei Abmahnungen. Sie wollen, dass es für Vereine und Verbände nicht mehr möglich ist, aus kommerziellen Gründen Abmahnungen auszusprechen. Aus Sicht der Händler fehle es hier immer noch an Fairness, weil Abmahnvereine- und anwälte noch immer ihr Unwesen treiben. Das 2020 verabschiedete Gesetz zur Stärkung des fairen Wettbewerbs hat sein Ziel also noch nicht erreichen können. 

„Willkürliche Abmahnungen, nur um Profit zu generieren, welche kleinen Unternehmen das Genick brechen, sollten untersagt werden!“  Online-Händler in der Umfrage

Für weitere 13 Prozent der befragten Online-Händler sind faire Wettbewerbsbedingungen zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) und den großen Online-Plattformen und -Marktplätzen das Thema, bei dem am meisten Handlungsbedarf besteht. Sie wollen, dass Amazon und Co. ihre Marktmacht nicht mehr zu Lasten ihrer gewerblichen Nutzer ausspielen können. Außerdem wollen die Online-Händler, dass die großen Plattformen gerecht und fair besteuert werden, damit die Wettbewerbsnachteile der KMU weiter verringert werden.

„Es kann nicht sein, dass Marktplätze ohne Einspruchsmöglichkeit willkürliche Maßnahmen durchsetzen können.“ Online-Händler in der Umfrage

„Ich erwarte mehr Steuergerechtigkeit, damit es nicht zum Wettbewerbsvorteil wird, keine Abgaben zu zahlen.“ Online-Händler in der Umfrage

Erleichterungen, damit sich Händler wieder auf das Wesentliche konzentrieren können

Aber nicht nur mehr Steuergerechtigkeit ist den Online-Händlern ein Anliegen. Für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) soll es viel mehr steuerliche Vereinfachungen geben. Dazu gehören Steuerreduzierungen, aber vor allem ein Abbau von Bürokratie. Gerade international stellt der Aufwand Händler vor Probleme, die auch das neue OSS-Verfahren nicht löst. Viele würden gerne einheitliche Mehrwertsteuersätze innerhalb der EU sehen. Und auch in anderen Bereichen wäre eine fortschreitende Harmonisierung im Binnenmarkt eine Erleichterung. 

Denn viele Online-Händler verbringen heute fast die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit der Bewältigung bürokratischer Anforderungen. Viele befürchten, dass sie neue Anforderungen und Regeln nicht mehr bewältigen können. Egal ob Verpackungsgesetz, Verbraucherschutz, Elektrogesetz oder Steuern – Händler brauchen Erleichterungen, um sich wieder voll auf ihr eigentliches Geschäft zu konzentrieren. 

„Ohne einheitliche Regeln für Verpackung, Verbraucherschutz und Steuern ist EU-weites Handeln zu aufwendig. – Online-Händler in der Umfrage

Und schließlich haben Online-Händler genug von der enormen Menge an vermeidbaren Retouren. Die Zahl der Spaßkäufer, die ohne Kaufabsicht Produkte bestellen und vormals unbeschädigte Artikel, die vom Kunden beschädigt zurückkommen, sind seit der Pandemie noch einmal gestiegen, wie sich in der Händlerbund-Logistik-Studie 2020 zeigte. 

Das ist eine Belastung für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft, die die neue Regierung bei den Kunden angehen soll, wenn es nach den befragten Online-Händlern geht. Außerdem regen viele Händler an, dass man darüber nachdenken sollte, ob es wirklich möglich sein muss, kostenlose Retouren anzubieten. Aus Wettbewerbsdruck fühlen sich viele KMU gedrängt, diese anzubieten, weil es die großen Marktplätze dem Verbraucher vormachen.

„Der Käufer muss für sein Retourenverhalten in die Verantwortung genommen werden.“ – Online-Händler in der Umfrage

„Kostenlose Retouren sollen verboten werden.“ - Online-Händler in der Umfrage

Die Ergebnisse der Umfrage zur Bundestagswahl hat der Händlerbund verwendet, um Wahlprüfsteine für die im Bundestag vertretenen Parteien zu erstellen, die den Parteien übermittelt wurden. Diese Wahlprüfsteine sind eine Möglichkeit für Verbände, um Fragen an Parteien zu stellen, die den eigenen Mitgliedern wichtig sind. Mit einer Beantwortung rechnet der Händlerbund Anfang August. 

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