Welche Rechtsform ist die richtige für meinen Online-Shop?

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Der Online-Handel boomt, auch noch dieses Jahr. Mit deinen eigenen Produkten mit einzusteigen, ist daher eine gute Entscheidung. Bevor du dir aber schon darüber Gedanken machst, wie du am besten Kunden gewinnen kannst, müssen einige rechtliche Dinge geklärt werden – als aller erstes die Rechtsform. Diese gibt dir einen rechtlichen Handlungsrahmen vor.

Die Auswahl der richtigen Rechtsform ist für dein Unternehmen eine entscheidende Grundlage und sollte daher nicht leichtfertig getroffen werden. Es gibt dabei einige Aspekte zu bedenken, beispielsweise ob du alleine gründest oder inwieweit du persönlich haftbar sein willst. Aus diesem Grund stellen wir dir hier die gängigen Rechtsformen für dich als Online-Händler gegenüber.

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Was versteht man unter einer Rechtsform?

Mit deinem eigenen Online-Shop gehst du als Online-Händler eine Selbstständigkeit ein. Die Rechtsform bildet dabei für deine Tätigkeit den rechtlichen Rahmen. Die Rechtsformen unterscheiden sich durch verschiedene Aspekte, dazu zählen:

  1. Mindestzahl der Gründungsmitglieder oder Gesellschafter
  2. Kapitaleinsatz
  3. Haftung
  4. Struktur des Unternehmens
  5. Steuern

Für dich als Online-Händler beziehungsweise Betreiber eines Online-Shops kommen unter anderem folgende Rechtsformen infrage:

  1. Einzelunternehmen
  2. GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts)
  3. OHG (offene Handelsgesellschaft)
  4. KG (Kommanditgesellschaft)
  5. GmbH (Gesellschaft mit beschränkter Haftung)
  6. UG (haftungsbeschränkt) (Unternehmergesellschaft)
  7. GmbH & Co. KG (Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie Kommanditgesellschaft)
  8. AG (Aktiengesellschaft)
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Die Rechtsformen unterscheiden sich grundsätzlich in Kapital- und Personengesellschaften. Der Unterschied liegt dabei in deiner Haftung, da du mit einer Personengesellschaft (GbR, OHG, KG, GmbH & Co. KG) auch mit deinem Privatvermögen haften kannst. Eine Personengesellschaft kann nicht als juristische Person auftreten. Bei Kapitalgesellschaften (GmbH, UG als Sonderform der GmbH, AG) ist deine Haftung beschränkt auf die Höhe der Einlage beziehungsweise die Höhe des Gesellschaftsvermögens. Kapitalgesellschaften treten als eigene juristische Personen mit Rechten und Pflichten auf.

Als Einzelunternehmer arbeitest du ebenfalls selbstständig, aber anders als bei Personengesellschaften als einzelne Person bzw. allein. Einzelunternehmer sind oft eingetragene Kaufleute (e.K. oder e.Kfm./ e.Kffr.), die auch mit ihrem Privatvermögen haften können.

Bei der Gewerbeanmeldung kannst du zwischen einem Hauptgewerbe und einem Nebengewerbe wählen. Du hast im Erfassungsbogen des Finanzamts anschließend die Möglichkeit, ein Kleingewerbe zu wählen. Während Gewerbetreibende zumeist einen Eintrag ins Handelsregister benötigen (außer Einzelunternehmen und GbR), entfällt dies bei einem Kleingewerbe. Wenn du ein Kleingewerbe gründen möchtest, zum Beispiel für ein einfach strukturiertes Unternehmen, kommen für dich die Rechtsformen Einzelunternehmen oder Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) infrage.

Durch den sogenannten Typenzwang in Deutschland bist du dazu verpflichtet, eine existierende Rechtsform auszuwählen und kannst keine neue erfinden. Für dich ist es daher wichtig, dir deine Möglichkeiten genau anzusehen und die für dein geplantes Unternehmen passende Rechtsform auszuwählen.


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Fragen zur Auswahl der Rechtsform? Wir helfen dir!
Wir helfen dir! Für deinen Online-Handel die richtige Rechtsform auszuwählen kann herausfordernd sein, aber verzage nicht. Unsere professionelle Rechtsberatung steht dir bei allen Fragen zur Seite.

 

Vor- und Nachteile der Rechtsformen

Die Auswahl der richtigen Rechtsform hängt mit vielen verschiedenen Faktoren zusammen. Die einzelnen Rechtsformen bieten dir dabei sowohl Vor- als auch Nachteile: 

Rechtsformen Tabelle

Einzelunternehmer – eine beliebte Wahl

Die einfachste Rechtsform in Deutschland ist die des Einzelunternehmens, die für Gründer auch eine sehr beliebte Wahl ist. Die Rechtsform Einzelunternehmer kann dabei sowohl von Freiberuflern, als auch von Kleingewerbetreibenden in Anspruch genommen werden.

Als Freiberufler musst du kein Gewerbe anmelden, als Kleingewerbe musst du dich mit einer ausgewählten Rechtsform als Gewerbe eintragen lassen. Dass du als Kleingewerbe gelten willst, gibst du erst beim Ausfüllen des steuerlichen Erfassungsbogens beim Finanzamt an. Als Freiberufler profitierst du von einigen Vorteilen, zum Beispiel einer geringeren Steuerlast durch den Wegfall der Gewerbesteuer und einer einfachen Buchführung unabhängig von der Höhe deiner Umsätze. Als Freiberufler kannst du zwar auch von der Regelung für Kleinunternehmer profitieren, du bist in deiner Tätigkeit aber kein Gewerbetreibender.

Als Kleinunternehmer hast du einige Vorteile, beispielsweise sparst du dir die regelmäßige Umsatzsteuer(vor-)anmeldung. Gegenüber deiner Konkurrenz hast du außerdem einen leichten Wettbewerbsvorteil, da du bzw. deine Kunden nicht umsatzsteuerpflichtig sind.

hb-iconset-stoerer-info-2Die Gründung einer GmbH wird noch einfacher
Ab 2022 ist die Gründung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung für dich sogar noch einfacher. Ab August musst du nicht mehr beim Notar persönlich vorsprechen, sondern kannst die GmbH online gründen. Auch Registeranmeldungen werden zukünftig digital möglich sein.

Welche Rechtsform eignet sich für dich am besten?

Für wen sich welche Rechtsform am besten eignet, können wir pauschal nicht beantworten. Um eine Entscheidung zu treffen, ist ein individueller Blick auf deine Situation und das von dir geplante Unternehmen beziehungsweise gewünschte Geschäftsmodell notwendig.

Zur Auswahl der passenden Rechtsform für deinen Online-Shop kannst du dir folgende Fragen stellen:

  1. Möchte ich allein oder mit weiteren Mitgliedern gründen?
  2. Wie viel Kapital steht mir zur Verfügung?
  3. Möchte ich die Sicherheit einer beschränkten Haftung?
  4. Wie wichtig ist mir ein geringer bürokratischer Aufwand?
  5. Ist mir das Ansehen der gewählten Rechtsform wichtig?
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Für deinen Online-Handel wird sich nicht jede Rechtsform eignen. Dennoch musst du für deinen Online-Shop die richtige Rechtsform finden, sodass du dich tiefgründig mit deinen Optionen auseinandersetzen solltest.

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Die falsche Rechtsform ausgewählt – welche Folgen hat das?

Eine falsch ausgewählte oder falsche Bezeichnung der Rechtsform kann zu deiner persönlichen Haftung führen. Ein Kunde schließt mit dir im Vertrauen auf wahrheitsgemäße Angaben einen Vertrag. Denn gibst du beispielsweise deine Rechtsform nicht korrekt an und lässt bei der Gegenseite aber den Eindruck entstehen, du wärst im Fall der Fälle auch mit deinem Privatvermögen haftbar, entsteht dadurch ein Haftungstatbestand. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Garantiehaftung.

Dies könnte beispielsweise passieren, wenn du in deinem Online-Shop zwar die ausgewählte Rechtsform erwähnst, aber die dazugehörige Haftungsbeschränkung vergisst. Damit entsteht der Eindruck, dass du mit deinem privaten Vermögen haftbar bist, was letztlich auch passieren könnte. Halte dich daher an korrekte Schreibweisen, zum Beispiel:

  1. UG (haftungsbeschränkt) oder
  2. Unternehmensgesellschaft (haftungsbeschränkt)

Wenn du aus Versehen eine unpassende Rechtsform ausgewählt hast, kannst du noch wechseln. Ein späterer Wechsel der Rechtsform kommt für dich aber auch aus weiteren Gründen infrage. Zum Beispiel, wenn dein Unternehmen stark gewachsen ist, du dir eine beschränkte Haftung wünschst oder ein neuer Gesellschafter in deinen Online-Handel einsteigt. Der Wechsel der Rechtsform ist grundsätzlich mit Aufwand verbunden:

  1. Einhaltung der Gründungsvorschriften der neuen Rechtsform
  2. Eintragung des Formwechsels in das Handelsregister
  3. Aufsetzung eines neuen Gesellschaftsvertrags
  4. gegebenenfalls entsprechendes Mindestkapital

Die richtige Rechtsform – geh auf Nummer sicher

Zum Start in den Online-Handel gibt es für dich einiges zu bedenken. Das Wichtigste ist allerdings, den rechtlichen Rahmen abzustecken – mit der Auswahl der passenden Rechtsform. Stell dir dazu ein paar Fragen – mit wem willst du gründen, welches Startkapital steht dir zur Verfügung, willst du vielleicht nebenher starten, soll es ein Kleingewerbe sein?

Wenn du diese Dinge abgewogen hast, kannst du dich für die passende Rechtsform entscheiden und anschließend dein Gewerbe anmelden. Die Rechtsform ist nicht in Stein gemeißelt, sodass du sie nachträglich jederzeit anpassen kannst. Da das aber mit einigem Aufwand, Papierkram und sehr viel Zeit verbunden ist, solltest du bei der Wahl der Rechtsform nichts dem Zufall überlassen.

 

 

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