Was ist ein Praktikumszeugnis?
Nach Abschluss eines Praktikums erhält der Praktikant von dem Unternehmen, für das er tätig war, ein Zeugnis. Das Praktikumszeugnis dient dabei grundsätzlich dem Zweck, sowohl den Umfang, als auch die Art und Weise der Tätigkeit des Praktikums nachzuweisen und zu beurteilen. Das Praktikumszeugnis wird daher auch Praktikumsbeurteilung genannt.
Was bringt ein Praktikumszeugnis? Für Praktikanten ist ein Praktikumszeugnis ein wichtiger Nachweis für und über die Zeit, die sie in deinem Unternehmen verbracht haben. Es geht dabei einerseits um die Berufserfahrung, die sie bei dir sammeln konnten, aber auch um den Eindruck, den sie und ihre Arbeit bei dir hinterlassen haben. Für die Zukunft deiner Praktikanten hat ein Praktikumszeugnis also viele Vorteile.
Das Praktikumszeugnis musst du erst dann erstellen, wenn dein Praktikant es von dir verlangt. Er unterliegt damit einer sogenannten Holschuld. Das Praktikumszeugnis wird entweder direkt von dir, als Arbeitgeber, von der Personalabteilung oder einem Betreuer verfasst. Unterschrieben wird ein Praktikumszeugnis oft von einem Vertreter des Unternehmens, beispielsweise dem Praktikumsbetreuer.
Was ist ein qualifiziertes Praktikumszeugnis?
Ein qualifiziertes Praktikumszeugnis ist dem qualifizierten Arbeitszeugnis ähnlich. Dabei werden nicht nur der Umfang und die Art der Tätigkeit beschrieben, sondern auch die geleistete Arbeit und das persönliche Verhalten bewertet. Das qualifizierte Praktikumszeugnis ist als Nachweis für zukünftige Bewerbungen sehr beliebt.
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Einfaches vs. qualifiziertes Praktikumszeugnis
Ein einfaches und qualifiziertes Praktikumszeugnis haben einige Gemeinsamkeiten. Das qualifizierte Zeugnis kann als eine Erweiterung zur einfachen Version gesehen werden, die die Kompetenzen und Charaktereigenschaften deines Praktikanten näher beleuchtet. Das sind die jeweiligen Inhalte:
Das qualifizierte Praktikumszeugnis darf allerdings nur nicht-elektronisch auf firmeneigenem Papier ausgestellt werden, sodass eine handschriftliche Unterschrift notwendig ist. Außerdem haben die Zukunftswünsche eine wichtige Bedeutung, da sie Aufschluss über die Beziehung von dir bzw. deinem Unternehmen und deinem Praktikanten geben.
Neben dem einfachen und qualifizierten Praktikumszeugnis gibt es beispielsweise noch eine Praktikumsbescheinigung oder einen Praktikumsnachweis. Diese enthalten aber lediglich Angaben zu Art und Dauer der Tätigkeit und dienen eher als allgemeiner Nachweis über das Erbringen eines Praktikums.
Wann gilt ein Praktikant im rechtlichen Sinne als Arbeitnehmer?
Personen, die per Vertrag zur Leistung einer weisungsgebundenen und fremdbestimmten Arbeit verpflichtet sind, bezeichnet man als Arbeitnehmer. Im Rahmen eines freiwilligen Praktikums fällt ein Praktikant daher in die Kategorie Arbeitnehmer. Deswegen muss ein Praktikant, bei dem die Arbeitsleistung den Ausbildungszweck überwiegt, auch wie ein Arbeitnehmer bezahlt werden.
Davon ausgenommen sind also verpflichtende Schülerpraktika sowie Pflichtpraktika im Studium. Das liegt daran, dass diese Praktika als feste Bestandteile der Ausbildung betrachtet werden und somit der Ausbildungszweck im Vordergrund steht.
Haben alle Praktikanten Anspruch auf ein Praktikumszeugnis?
Praktikanten, die im Rahmen eines freiwilligen Praktikums in deinem Unternehmen tätig sind, fallen in die Kategorie Arbeitnehmer. Damit haben sie laut § 630 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) und § 109 Gewerbeordnung (GewO) Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis. Die Dauer des Praktikums spielt dabei keine Rolle, sodass auch zweiwöchige Praktika mit einer Praktikumsbeurteilung abgeschlossen werden. Dieses Zeugnis kann dein Praktikant bis zu drei Jahre nach Ende des Praktikums bei dir einfordern.
Wenn ein Pflicht- oder Schülerpraktikum im Rahmen einer Ausbildung absolviert wird, verlangt die Schule bzw. die Universität eher eine Praktikumsbescheinigung oder einen Praktikumsnachweis. Denn dabei ist nicht von Bedeutung, wie das Praktikum, sondern nur ob und wann das Praktikum geleistet wurde.
Was sind rechtliche Anforderungen an ein Praktikumszeugnis?
Der § 109 GewO bestimmt die Rechte eines Arbeitnehmers auf ein Arbeitszeugnis näher. Festgelegt wird, dass Arbeitnehmer (also auch freiwillige Praktikanten) Anspruch auf ein schriftliches Zeugnis haben, in dem mindestens Art und Dauer der Tätigkeit beschrieben wird. Es handelt sich dabei um ein einfaches Zeugnis, wobei der Praktikant auch ein qualifiziertes Praktikumszeugnis einfordern kann.
Als Arbeitgeber unterliegst du einer Wahrheitspflicht, sodass die Angaben im Praktikumszeugnis wahr sein müssen. Bei einem Praktikumszeugnis besteht für dich außerdem eine sogenannte Wohlwollenspflicht. Du bist dazu verpflichtet, das Zeugnis so zu verfassen, dass es dem Praktikanten in seiner beruflichen Laufbahn nicht schaden kann.
Es gibt darüber hinaus Informationen, die du laut Allgemeinem Gleichstellungsgesetz (AGG) nicht im Praktikumszeugnis vermerken darfst. Dazu gehören zum Beispiel:
- Zugehörigkeit zu einer Religion oder Partei,
- Mitgliedschaft in einem Betriebsrat oder einer Gewerkschaft,
- Informationen über den Gesundheitszustand,
- Straftaten, die nichts mit dem Praktikum zu tun haben oder
- Der Kündigungsgrund, wenn er den Praktikanten belastet.
Wie lange hat man Anspruch auf ein Praktikumszeugnis? Dein Praktikant hat bis zu drei Jahre nach Ende des Beschäftigungsverhältnisses Anspruch auf ein Praktikumszeugnis. Danach verfällt der Anspruch und du bist nicht mehr dazu verpflichtet, ein Praktikumszeugnis auszustellen. Natürlich kannst du dies aber dennoch freiwillig verfassen.
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Verschiedene Formulierungen, verschiedene Bedeutungen
§ 109 GewO bestimmt, dass ein Arbeitszeugnis bzw. Praktikumszeugnis klar und verständlich formuliert sein muss. Es dürfen dabei keine Formulierungen enthalten sein, die den Zweck verfolgen, eine andere als die formulierte Aussage zu vermitteln. Das bedeutet, dass Geheimcodes und versteckte Botschaften nicht zulässig sind.
Dennoch gibt es spezifische Formulierungen, aus denen eine Benotung angelehnt an unser Schulsystem abgeleitet werden kann. Bewertungen wie „stets zu unserer vollsten Zufriedenheit” entsprechen beispielsweise der Note sehr gut. Ein Praktikumszeugnis wird zum Beispiel auch dann als gut angesehen, wenn du deinen Praktikanten mit guten Zukunftswünschen verabschiedest. Denn das verdeutlicht, dass die Beziehung zwischen deinem Praktikanten und dir bzw. deinem Unternehmen gut war.
Du hast das Praktikumszeugnis nicht korrekt ausgestellt? Das sind mögliche rechtliche Konsequenzen
Die genaue Form des Praktikumszeugnisses ist dir nicht vorgegeben. Allerdings solltest du darauf achten, dass die notwendigen Inhalte vorhanden sind und solche weggelassen wurden, die in einem Praktikumszeugnis nicht erwähnt werden dürfen, zum Beispiel die Religionszugehörigkeit.
Dein Praktikant darf dein Praktikumszeugnis zurückweisen und ein neues verlangen, wenn er Passagen unpassend findet oder bestimmte Formulierungen nicht nachvollziehen kann. Allerdings hat dein Praktikant nur bis zu 15 Monate Anspruch auf Korrekturen an seinem Praktikumszeugnis, danach verfällt sein Anspruch.
Der Praktikant kann darüber hinaus einen schriftlichen Widerspruch einlegen, indem er Vorschläge für alternative Formulierungen verfasst. Solltest du daraufhin nicht aktiv werden, kann dein Praktikant bis zu drei Wochen nach Erhalt des Praktikumszeugnisses eine Zeugnisberichtigungsklage einreichen. Solange die Beurteilung in deinem Zeugnis aber nicht schlechter war als Note 3, liegt die Beweislast beim Praktikanten.
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Fazit zum Praktikumszeugnis
Für alle freiwilligen Praktikanten musst du ein Praktikumszeugnis verfassen, da diese rechtlich gesehen als Arbeitnehmer betrachtet werden. Die Dauer des Praktikums spielt dabei keine Rolle, wobei sich eine längere Zusammenarbeit zur Ausstellung eines qualifizierten Praktikumszeugnisses durchaus empfiehlt. Denn nach nur zwei Wochen kannst du einen Praktikanten womöglich nicht vollumfänglich hinsichtlich seiner Persönlichkeit beurteilen. Aber du bist nur dann dazu verpflichtet, ein qualifiziertes Praktikumszeugnis auszustellen, wenn dein Praktikant dies einfordert. Ansonsten genügt auch die Erstellung eines einfachen Zeugnisses, das lediglich Informationen über Dauer und Art der Tätigkeit beinhaltet. Verzichte bei beiden aber immer auf unzulässige Formulierungen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.
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