Unternehmensnachfolge: Was versteht man darunter?
Spricht man von einer Unternehmensnachfolge, bezieht man sich in der Regel auf den Prozess, bei dem die Führung und Kontrolle eines bestehenden Unternehmens, unabhängig von der Gesellschaftsform, von einer Unternehmensführung auf eine andere übergeht. Das kann innerhalb derselben Familie erfolgen (Familiennachfolge) oder auch extern, wenn beispielsweise ein Unternehmen an neue Investoren oder andere Unternehmen verkauft wird. Nachfolge bedeutet insoweit letztendlich unternehmerisch gesprochen, dass das Unternehmen von einer Person auf eine andere Person übertragen wird.
Dabei gibt es diverse Konstellation, in der die ehemalige Führung sich (bewusst) zurückzieht, beispielsweise aus Altersgründen, der frühere Inhaber verstirbt oder die Unternehmensnachfolge aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll oder nötig ist. Die Herausforderungen bei der Unternehmensnachfolge können vielfältig sein.
Diese Aspekte muss du unter anderem betrachten:
z.B. Wert des Unternehmens
z.B. Umfirmierung, Wahl neuer Gesellschaftsform
z.B. Umstrukturierung
z.B. Kündigung von Mitarbeitenden
Vorteile und Nachteile gegenüber einer Neugründung
Sowohl die Neugründung als auch die Unternehmensnachfolge haben ihre Vor- und Nachteile. Als Neugründer kannst du deine Ideen selbstbestimmter umsetzen und realisieren. Dadurch hast du (fast) grenzenlose Freiheit und kannst dich und dein Projekt selbst verwirklichen. Der Gründungsaufwand mit den entsprechenden Formalitäten ist jedoch eine Herausforderung. Der größte Aufwand besteht darin, das junge Unternehmen bekannt zu machen und eine Marktposition aufzubauen, was je nach Branche sehr aufwändig sein kann.
Dahingehend setzt du dich bei der Übernahme eines bereits bestehenden Unternehmens, das sich bereits positiv am Markt etabliert und im Idealfall eine bekannte Marke geschaffen hat, ins gemachte Nest und sparst dir jede Menge Formalitäten. In diesem Fall musst du "nur weitermachen”. In diesem Zusammenhang kann die Rechtsnachfolge große Chancen bieten, beispielsweise durch den Zugang zu neuen Märkten oder Ressourcen. Das bietet dem Unternehmen neue Chancen und gewährleistet langfristige Stabilität.
Ein Nachteil könnte jedoch sein, dass alte, eingefahrene Strukturen vorhanden sind und trotz des Ausscheidens des alten Gesellschafters immer noch ein großer Einfluss besteht. Damit einher geht außerdem auch die Haftung für alle vorherigen Verbindlichkeiten des Unternehmens.
Bei der externen Nachfolge besteht die Herausforderung darin, einen geeigneten Käufer zu finden, der das Unternehmen im Sinne des bisherigen Inhabers weiterführt und natürlich den entsprechenden Preis bezahlt. Bei der Erbfolge besteht zusätzlich die Gefahr eines Erbstreits, insbesondere bei Familienunternehmen, was zu einem Liquiditätsentzug und zur Zersplitterung oder Zerschlagung des Unternehmens durch streitende Familienmitglieder oder Erben führen kann.
Verantwortlichkeit gegenüber neuen und alten Mitarbeitern
Die Unternehmensnachfolge nimmt vor allem das Personal mit großer Sorge auf. Mitarbeiter fürchten sich oftmals zu Recht, dass von heute auf morgen alles auf dem Kopf steht und ihre eigene Stelle bedroht werden könnte. Die Angestellten sind jedoch gesetzlich vor solchen Situationen geschützt. Bei einem Übergang des Unternehmens gilt grundsätzlich § 613a BGB, welcher den gesetzlichen Betriebsübergang regelt und dahingehend auch den Übergang aller Arbeitsverhältnisse absichert.
Unabhängig von der juristischen Seite ist natürlich die vorherige ausführliche Kommunikation und Information über den bevorstehenden Wechsel mit den Mitarbeitern unerlässlich, egal. Nur so kann man Missverständnissen, Existenzängsten und sonstigen damit verbundenen Problemen präventiv entgegenwirken und Unsicherheiten idealerweise gar nicht erst entstehen lassen.
Chancen und Risiken bei der Untenehmensnachfolge innerhalb der Familie
Chancen | Risiken |
---|---|
Kontinuität und Unternehmenskultur, da oft ähnliche Werte und Traditionen weitergegeben werden. | Qualifikation und Kompetenz könnten bei Familienmitgliedern als weniger wichtig bewertet werden, als bei externen Kandidaten. |
Vertrautheit mit dem Unternehmen, da Angehörige oft bereits mit Unternehmen vertraut und dort bekannt sind. | Private Konflikte könnten sich negativ auf die Geschäftsführung auswirken. |
Vertrauen der Mitarbeiter, denn das Personal steht z. B. einer Tochter oder einem Sohn weniger kritisch gegenüber als einem fremden, externen Käufer. | Mangelnde Objektivität, besonders wenn es um personalbezogene oder strategische Fragen geht. |
Schnellere Entscheidungsprozesse, da die Kommunikation oft direkter und unkomplizierter ist. | Fehlende externe Perspektiven, die die Innovationsfähigkeit des Unternehmens beeinträchtigen und zu Stagnation führen. |
Unternehmen, die über mehrere Generationen hinweg geführt werden, haben einen Marketingvorteil | Mangelnde Nachfolgeplanung und Vorbereitung können zu Unsicherheiten und Problemen beim Übergang führen, z.B. bei der Unternehmensnachfolge durch den Tod des früheren Inhabers. |
Management-Buy-Out - wenn Mitarbeiter das Unternehmen kaufen
Ein "Management-Buy-Out" (MBO) ist eine Form der Unternehmensübernahme, bei der das bestehende Management eines Unternehmens die Kontrolle über das Unternehmen übernimmt (z. B. ein angestellter Geschäftsführer) und alle oder einen Großteil der Anteile von den bisherigen Eigentümern kauft. Ziel ist es, die Geschäftsführung zu übernehmen und das Unternehmen unabhängig weiterzuführen.
Fördermöglichkeiten für die Übernahme
Tipps für Start-ups und Jungunternehmer
Wenn du ein Unternehmen gründen willst, solltest du grundsätzlich einen (langfristigen) Plan haben und dir neben dem Status quo zunächst die Frage beantworten: Erstens: “Wo will ich hin?”, zweitens: “Was und wen benötige ich dafür?” und drittens: “Wie bekomme ich das?”.
Wer ein Unternehmen gründet oder übernimmt, muss sich bewusst machen, dass er Verantwortung übernimmt – für das Unternehmen, für Mitarbeiter und mittelbar auch für deren Familien.
Am Anfang steckst auch du voller Tatendrang und ziehst mit deinen Partnern an einem Strang. Besonders bei einer gemeinsamen Gründung sollte man jedoch nicht völlig blauäugig ans Werk gehen, sondern sich auch auf harte Zeiten einstellen, in denen man sich mit seinen Partnern nicht (mehr) versteht. Solche Situationen kommen im Laufe der Zeit sogar ziemlich sicher einmal vor und enden im worst case in einem Gesellschafterstreit. Hier kannst du im Vorhinein entsprechende Regelungen treffen, beispielsweise sollten klare Zuständigkeitsbereiche und Befugnisse schon im Gesellschaftsvertrag getroffen werden, die bei der Abgrenzung helfen.
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Checkliste für den abgebenden Unternehmer
Vorab: Es ist erforderlich, umfassende Regelungen zu treffen und gegebenenfalls die Gesellschaftsverträge anzupassen. Es empfiehlt sich insbesondere, frühzeitig Nachfolgeklauseln in den Gesellschaftsvertrag aufzunehmen, idealerweise bereits bei der Gründung des Unternehmens. Zusätzlich können testamentarische Verfügungen in Form eines sogenannten Unternehmer-Testaments getroffen werden.
- Umfassende Analyse des Unternehmens (z. B. finanzielle Lage, Geschäftsstruktur, Marktposition des Unternehmens)
- Definition klarer Unternehmensziele und Strategien
- Rechtliche Prüfung und Beratung (z. B. von Verträge)
- Mitarbeiterkommunikation und -integration
- Kundenbeziehungen pflegen
- Technologische Anpassungen und Förderung von Innovationen
- Risikomanagement und Absicherung (z. B. Abschluss von Versicherungen)
- Fortbildung und Entwicklung, um strategisches, organisatorisches und betriebswirtschaftliches Fachwissen zu erlangen
- Kontinuierliche Evaluierung der Geschäftsentwicklung und Anpassung der Strategien
Checkliste für den Nachfolger
Egal, ob du gerade erst in deine Selbstständigkeit startest oder schon erfahren in der Führung eines Unternehmens bist, eine Unternehmensnachfolge anzutreten, ist eine Herausforderung – mit all ihren Chancen und Risiken. Umso wichtiger ist es, klug vorauszuplanen.
- Unternehmensdokumente und Übergabeprozess vorbereiten
- Klare Kommunikation mit dem Nachfolger über Interna, Strategien, Erwartungen und Formalitäten
- Unterrichtung und Unterstützung der Mitarbeiter
- Überprüfung von Verträgen und Verpflichtungen
- Kundenübergabe vorbereiten
- Nachfolgeplanung überwachen
- Abschied und Neuorientierung
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